Der Titel „Das Geisterhaus“ sprach mich gleich an. Zum einen interessieren mich Geister, aber auch nur mystisch angehauchte Geschichten. Denn selbst wenn es nur die „Geister der Vergangenheit“ sind, die einen vielleicht umtreiben, kann es gleichzeitig eine gute Familiengeschichte sein, die Allende in diesem Roman erzählt. Von der Autorin Isabelle Allende hatte ich vor dem Roman bereits gehört, aber verband mit ihr weder etwas Gutes noch etwas Schlechtes. Und so stürzte ich mich erwartungsvoll in die Geschichte, die auch schon mit Meryl Streep und Winona Ryder verfilmt worden ist.
Klappentext:
Im venezolanischen Exil, aus dem Abstand fast eines Jahrzehnts, hat Isabel Allende am Schicksal einer Familie aus der chilenischen Oberschicht den Weg nachgezeichnet, den Chile gegangen ist. Was denn, außer ab und zu einem Erdbeben, hat die angesehene Familie del Valle bewegt, wenn nicht der missglückte Versuch des sagenumwobenen Onkels Marco, mit einem selbstgebastelten Flugzeug die Anden zu überqueren, oder die leicht beunruhigenden, sorgsam vertuschten übernatürlichen Fähigkeiten der jüngsten Tochter Clara, unter deren zerstreuten Blicken sich manchmal ein Salzfass selbsttätig auf dem Esstisch in Bewegung setzt? Dass Nívea, ihre Mutter, als engagierte Frauenrechtlerin sich eines Tages mit anderen Damen der feinen Gesellschaft an den Gittern des Kongresses ankettet, um das Stimmrecht für Frauen durchzusetzen? Eine Narretei, die mehr Spott als Unruhe hervorruft. Gewalttaten werfen ihre Schatten voraus.
In dieser Geschichte begleitet man vor allem die Frauen der Familie Trueba. Zwar erfährt der Leser auch, was den Männern passiert, aber größtenteils ist die Sichtweise auf sie weiblich geprägt. Zu Beginn begleitet der Leser vor allem Clara, erfährt von ihrer Eigenart, dass sie als Jugendliche lange nur geschwiegen hat, bis sie dann mit Esteban verheiratet wurde. Dieser hat sich in Minen seinen Reichtum selbst erarbeitet und kann seiner neuen Familie nun viel bieten, so auch ein großes Haus. Zusammen bekommen sie nur Töchter, was Esteban nicht so passt, da in Chile noch das Patriarchat gilt. Mit der Zeit, in der Claras Lebendigkeit immer mehr verblasst, da sie nur für das Haus und ihre hellsichtigen Sitzungen verantwortlich ist, wird der Blick des Lesers auch auf die Schicksale der Töchter gelenkt. Allende hört auch nicht auf, als die Familie Trueba in schwere wirtschaftliche Zeiten gerät, sondern zeichnet ebenso ihren Fall mit auf. Sowohl in wirtschaftlicher als auch in privater und familiärer Sicht.
Ich lese vielfach, dass Allendes Sprache und erzählerisches Talent in diesem Roman gelobt und herausgestellt wird. Dieses kann ich nicht ganz nachvollziehen. Mich hat sie nicht richtig erreicht. Erzählerisch gab es mehrere Längen, die nicht durch einen besonderen Sprachgebrauch wettgemacht werden konnten. Dies gelingt Gabriel Garcia Marquez um einiges besser. Mit ihm wird Allende auch manchmal verglichen. Die Handlung stockte immer wieder und bei mir machte sich dadurch auch Langeweile breit. Zu lange trat sie immer wieder auf der Stelle, bevor sie mich dann über zwanzig Seiten wieder packen konnte. Erst die Geschichte um Nívea schaffte es mich wieder etwas zu begeistern, aber sie wird erst am Ende des Romans erzählt. Nach dem großen Erfolg dieser Familiensaga hatte ich mir mehr erhofft. Aber eines schafft dieser Roman in meinen Augen dennoch. Er hat mir einen kleinen Einblick in die südamerikanische Kultur verschafft, die noch stark patriarchalisch geprägt ist. Die Geister oder auch die Hellsichtigkeit von Clara selbst, nimmt eine sehr geringe Rolle ein. Es ist eher ein Nebeneffekt, der im Titel eine viel größere Gewichtung erfährt, als meiner Meinung nach nötig.
Fazit:
„Das Geisterhaus“ von Isabelle Allende ist eine chilenische Familiensaga, die spannend sein könnte. Doch um in der Geschichte zu bleiben, sollte der Leser nicht das Gefühl haben, immer nur auf der Stelle zu treten. Ein interessanter Erzählstil oder eine anregende Sprache, die die Handlung besser am Laufen hält, hätten mir geholfen die Saga mehr zu genießen. Aber so kann ich keine Empfehlung für diesen Roman aussprechen, da sich die Geschichte für mich wie Kaugummi zog. Da es auch viele Stimmen gibt, die vom „Geisterhaus“ begeistert sind, rate ich jedem Interessierten zuvor eine Leseprobe zu lesen, bevor er sich ins Lesevergnügen stürzt, um nicht ebenso enttäuscht zu werden wie ich.