An dem Buch „Chill mal, Frau Freitag“ war ich bereits seit meinem Lehramtsstudium interessiert. Insgeheim hatte ich die Hoffnung gehabt, das Buch von meinem Umfeld zum Beginn des Referendariats oder zum Ende geschenkt zu bekommen. Da dieses nicht der Fall war, habe ich es mir irgendwann selbst gekauft, um die Erzählungen aus dem Alltag dieser Lehrerin zu lesen. Entstanden ist dieses Buch aus einem Blog, in der die Autorin als Frau Freitag ihre Alltagserfahrungen in netten kleinen Erzählungen verpackt veröffentlicht hatte. Mittlerweile hat sie auch mehr als dieses eine Buch auf den Markt gebracht und sogar einen Kriminalroman im Schulumfeld geschrieben.
Folgendes verrät uns der Klappentext über den Inhalt:
„Das rappende Klassenzimmer. Eine der Lieblingsbeschimpfungen aller Schüler ist ja Spast. Jedes Mal, wenn ich das Wort höre, frage ich die Schüler: „Weißt du eigentlich, was ein Spast ist?“ Und ich bekomme immer die gleiche Antwort: „Ja, klar. Ein Spast ist ein kleiner Vogel.“ Da steht also ein riesiger arabischer Schüler vor mir, wahrscheinlich mit Totschläger und Messer in der Tasche und einer kiloschweren Schüler – und Polizeiakte, und denkt, ein Spast sei ein kleiner Vogel. – Frau Freitag ist Klassenlehrerin einer überdrehten und recht leistungsschwachen 9. Klasse in einer deutschen Großstadt. Ihr Alltag ist absurd-komische Realsatire – verrückt, anrührend und vor allem sehr lustig.“
Frau Freitag beleuchtet in ihren kleinen Geschichten viele Themen und Situationen, die an einer Schule vorkommen können, z.B. das Schülerverhalten bei einem hohen Migrantenanteil, Lehrergerede über Lehrer und Schüler bzw. Klassen, problematische Schüler, Unterrichtsgestaltung, Vorgaben des Lehrplans, Planung von Klassenfahrten, u.v.m.
Viele Situationen sind schon amüsant, wenn man sie oberflächlich betrachtet. Ähnliche Situationen habe ich zum Teil selbst schon im Schulalltag miterlebt. Aber gleichzeitig stimmen mich viele dieser Situationen auch traurig. Sie erinnern mich daran, dass einige Schüler auch einfach aus ganz anderen Lebenssituationen stammen, die für mich nicht normal sind und die sie zum Beispiel auch nicht darin unterstützen ihr ganzes Material immer dabei zu haben.
Die kleinen Geschichten folgen dem roten Faden eines Schuljahrs. Der Leser hat das Gefühl somit das Schuljahr mit Frau Freitag mitzuerleben. Dabei fällt vor allem eines auf. Die Schüler ihrer Klasse sind eher laut und haben ein hohes Mitteilungsbedürfnis, wodurch die Lautstärke natürlich auch verursacht wird.
Die Geschichten, die Frau Freitag erzählt, sind nicht auf jede Schule zu übertragen. Natürlich kennen viele Lehrer ähnliche Situationen, aber man sollte sich nicht der Illusion hergeben, dass jede Gesamtschule nur aus derartigen Klassen besteht. Jede Klasse ist durch die Schüler, die in sie gehen, unterschiedlich. Frau Freitag bezieht sich in ihren Geschichten auf eine großstädtische Gesamtschule in einer eher sozialschwachen Gegend mit einem hohen Migrantenanteil. Dieses sollte man im Hinterkopf haben. Zwischendrin werden auch andere Klassen der Gesamtschule kurz vorgestellt, da Frau Freitag natürlich nicht nur in ihrer eigenen Klasse unterrichtet. Zudem hat sie noch Kontakt zu einer befreundeten Lehrerin, Frau Dienstag, über die der Leser etwas Einblick an ein Gymnasium bekommt. Denn Frau Dienstag ist , laut Frau Freitag, ein ganz anderer Typ von Lehrerin als sie selbst.
Der Humor in den Geschichten ist nicht immer nachzuvollziehen, auch nicht für mich als Lehrerin. Vor allem zum Ende des Buches hatte ich das Gefühl, dass sich die Anekdoten abnutzen und die Situationskomik damit auch vorbei ist. Ich frage mich, ob das für Leser, die eine Klasse nicht aus der Lehrerperspektive kennen, nicht schon früher der Fall ist.
Fazit:
Wer etwas literarisch Anspruchsvolles erwartet, ist bei dieser Geschichtensammlung falsch. Die Situationen, in denen sich Frau Freitag und die Schüler befinden sind teilweise witzig erzählt, aber vermutlich am besten von Lehrern nachzuvollziehen. Denn einiges vom Humor kommt besser an, wenn man selbst im Schulsystem als Lehrer arbeitet. Zudem nutzt sich der Witz leider ab. Alles in allem ein eher durchwachsenes Buch, das eingeschränkt auch an interessierte Leser, die nicht im Schulsystem arbeiten, zu empfehlen ist.
Hi Immi,
ist die Frage, ob Frau Freitags Erzählungen denn witzig sein sollen? Wenn ja, mag sie ihre Schüler – was ich total schön finde.
Hallo Daniela,
meistens mag man seine Schüler, vor allem auch die „Schwächeren“ (ist zumindest bei mir so 😉 ) und das merkt man bei Frau Freitags Erzählungen schon. Viele der Geschichten sind schon darauf angelegt, dass sie zumindest ein Schmunzeln hervorrufen sollen. Da ich selbst Lehrerin bin, hatte ich vielleicht auch einen ganz anderen Blick auf das Buch.