Carlos Ruiz Zafón ist bekannt für seine Schauerromane. Am bekanntesten ist vermutlich der Roman „Der Schatten des Windes“, mit dem er eine lose Buchreihe um den Friedhof der Vergessenen Bücher. Neben diesen Büchern, zu denen auch „Das Spiel des Engels“, „Der Gefangene des Himmels“ und als neustes „Das Labyrinth der Lichter“ gehören, hat er auch einzelne Romane geschrieben, die besonders durch die düstere Atmosphäre bestechen. Von diesen habe ich bereits „Marina“ gelesen und habe nun zu dem Roman „Der dunkle Wächter“ gegriffen. Meine Recherche ergab, dass der spanische Autor diesen Roman zu der Nebeltrilogie zählt, zu denen auch „Der Fürst des Nebels“ und „Der Mitternachtspalast“ zählen. Ob diese Romane in einer gewissen Reihenfolge gelesen werden müssen, weiß ich nicht, da ich bisher nur „Der dunkle Wächter“ gelesen habe. Nach „Marina“ hatte mich Zafón bereits mit seinem Feingefühl für Sprache und dem Aufbau einer schaurigen Atmosphäre und kunstvoll aufgebauten Handlung beeindruckt. Mit dieser Erwartung nahm ich diesen Roman nun zur Hand. Aber zuerst zum Klappentext:
„Cravenmoore – so heiß das geheimnisumwobene Anwesen, auf dem der Spielzeugfabrikant Lazarus Jann mit zahllosen seiner Konstruktionen lebt: mechanische Menschen, die ihm Diener und Gesellschaft sind und ihn vor den dunklen Schatten seiner Vergangenheit bewahren sollen. Familie Sauvelle, die Lazarus aus seiner Einsamkeit reißt, weckt auch sein mörderisches Geheimnis aus jahrelangem Schlaf. Der Sommer an der blauen Bucht, der so strahlend begann, könnte ihr letzter werden.“
Die Familie Sauvelle besteht aus der Mutter und ihren beiden Kindern, einer Tochter und einem Sohn. Madame Sauvelle erhält eine Stelle bei dem Spielzeugfabrikanten, weshalb die Familie aus Paris in die Normandie zieht. Die blaue Bucht an der Küste wird paradiesisch beschrieben, doch schon beim Lesen wundere ich mich, warum die Leuchtturminsel verlassen ist und die Dorfbewohner nicht die Arbeit bei dem Spielzeugfabrikanten annehmen. Für die Familie Sauvelle ist das nicht merkwürdig. Da zu der Anstellung auch ein Haus zum Leben gehört, scheint dieser Umstand ein Glücksfall zu sein. Nachdem sie einige Zeit dort leben, geschieht der erste Unglücksfall und ein Mädchen stirbt. Und es gibt bereits Hinweise, dass das Anwesen Cravenmoore mit diesem Tod in Verbindung steht. Die Tochter, Irene Sauvelle liest beispielsweise bereits vor dem Mord ein Tagebuch, das auf mysteriöse Geschehnisse rund um Cravenmoore in der Vergangenheit verweist. Und auch hier kommt der Leuchtturm ins Spiel, denn hier hat Irenes Jugendliebe Ismael das Tagebuch der Frau gefunden. Aber welche Rolle der Leuchtturm wirklich spielt, wird erst am Ende der Geschichte aufgelöst. Denn nach und nach wird das Geheimnis um Cravenmoore und den Spielzeugfabrikanten Lazarus Jann aufgedeckt. Zafón versteht es die Geschichte langsam aufzubauen und sie immer mehr an Schnelligkeit und Spannung gewinnen zu lassen. Dabei verstärkt sich auch die schaurige Stimmung des Romans und es kommen immer mehr Hinweise und Puzzleteile hinzu, die beim Leser immer weiter zu einem Bild zusammengesetzt werden können. Wobei das letzte Puzzleteil erst am Ende bekannt wird und die Protagonisten und der Leser erst gegen Ende der Haupthandlung alle Zusammenhänge und Hinweise verstehen. Am Ende der Lektüre erklärt sich auch der Titel des Romans „Der dunkle Wächter“. Aber diese Auflösung möchte ich nicht vorwegnehmen. Dafür greife selbst zu diesem Roman. Ein kleiner Epilog befriedigt zudem die Neugier des Lesers, der wissen will, was aus der Familie Sauvelle und der Liebe zwischen Ismael und Irene geworden ist.
Fazit: Carlos Ruiz Zafón überzeugt mich erneut mit einer bildgewaltigen Sprache, die einen sofort in seinen Bann zieht, so dass ich das Buch nur schwer aus der Hand legen konnte. Eine spannend und klug aufgebaute Handlung, die es schafft, den Leser erschauern zu lassen. Ich kann diesen Roman uneingeschränkt weiterempfehlen!
Hi Immi,
der Autor sagt mir vom Namen her etwas, aber ich habe noch nichts von ihm gelesen. Deine Rezension hat mich überzeugt – klingt wirklich lesenswert!
Hallo,
Carlos Ruiz Zafón habe ich seit „Marina“ lieben gelernt. Gerade lese ich „Das Spiel des Engels“. Ich mag diese leicht düstere Stimmung, die Ruiz Zafón aufzubauen vermag. Momentan kann ich den Band kaum aus der Hand legen. Viel Spaß, wenn du soweit bist es zu lesen.