Was die Toten wissen – Laura Lippman

Was passiert, wenn eine unbekannte Frau in einen Autounfall verwickelt ist und behauptet eine Frau zu sein, die als Kind mit ihrer Schwester zusammen verschwunden ist? Die Polizei wird auf jeden Fall aufmerksam und überprüft die Person und ihre Geschichte. Dieses Thema behandelt Laura Lippman in ihrem Spannungsroman „Was die Toten wissen“. Und genau diese Thematik und die Frage, was der Frau passiert ist, haben mich auf diesen Roman aufmerksam gemacht. Denn die Thematik wird bereits im Klappentext aufgeworfen.

Klappentext:

„Denn die Lebenden wissen, dass sie sterben werden, die Toten aber wissen nichts… – Als in Baltimore eine Frau auftaucht, die behauptet, Heather Bethany zu sein, löst die Fassungslosigkeit aus. Denn Heather und ihre Schwester Sunny waren dreißig Jahre zuvor spurlos verschwunden, ihre Leichen wurden nie gefunden, der Fall blieb ein Rätsel. Und auch jetzt bleibt die Polizei misstrauisch: Zwar kennt die angebliche Heather Bethany Details, mit denen außerhalb der betroffenen Familien niemand vertraut sein kann. Gleichzeitig wird deutlich, dass sie etwas verbirgt und ihre Geschichte nicht ganz stimmen kann…“

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Die Polizei wird auf Heather Bethany aufmerksam, als sie nach einem Unfall auf der Autobahn im Krankenhaus behandelt wird und keine genaue Namensangabe macht. Der Arzt hört nur einmal den Nachnamen Bethany. Daraufhin wird die Polizei hinzugerufen, die ihre Personalien klären soll. Aber der Name Bethany erinnert die Polizisten auch an den alten Fall der verschwundenen Schwestern und ist somit noch mehr an Heather interessiert. Aber Heather vertraut nicht jedem. Sie ist sehr skeptisch und schweigt lieber, vor allem der Polizei gegenüber. Die Sozialarbeiterin Kay dringt etwas zu ihr durch und hilft ihr auch mit einer Anwältin. Denn wenn sie wirklich eine der Bethany Schwestern ist, wäre es sicherlich hilfreich, wenn sie ihre Geschichte nicht ungefiltert der Polizei erzählt.

Nach und nach dringen vor allem die beiden Frauen zu Heather ein wenig durch, während der ermittelnde Detective Infante es schwieriger hat. Aber in dieser Beziehung herrscht auch ein noch größeres gegenseitiges Misstrauen. Dennoch beginnt sie schließlich ihre Erlebnisse nach und nach zu erzählen. Sie beginnt mit der Entführung von ihrer Schwester und ihr bei einem Ausflug ins Einkaufszentrum und versucht dann alles, was sie weiß zu erzählen. So erscheint es dem Leser und dem Detective zumindest. Dennoch springt die Geschichten nach diesen Rückblenden immer in die Gegenwart zurück, denn die Polizei überprüft Heathers Erlebnisse so gut es geht in der Gegenwart des Romangeschehens. Von Heather erfährt man, warum sie so misstrauisch geworden ist und welche Stärke sie in der Zeit bei ihrer „neuen“ Familie erlangt hat. Denn ein normales Durchschnittsleben konnte sie nie führen. Ihr Lebensweg gleicht dem Verlust ihrer Identität, zeigt aber auch ihre Intelligenz und ihren Lebenswillen auf. Denn ihr Lebenswille hat sie auch hart und kaltblütig werden lassen. Nur so konnte sie die dreißig Jahre überstehen.

Lippman hat einen angenehmen Schreibstil und versteht es einzelne Handlungsstränge aufzubauen und sie schließlich zusammenzufügen. Zudem sorgt sie am Ende für eine kleine Überraschung für den Leser, auch wenn das Überraschungsmoment nicht so plötzlich kommt. Dadurch, dass sie den personalen Erzähler verwendet, erfährt der Leser etwas mehr von Heather und den anderen Figuren. Dadurch konnte ich mir schon einige Wendungen im Vorhinein zusammenreimen. Dadurch war die Spannung für mich nicht durchgehend zu spüren und das Lesen war gut, aber die Geschichte zog mich nicht wirklich mit. Dabei hat Lippman keine Längen eingebaut. Die einzelnen Figuren sind größtenteils gut gezeichnet. Zum einen ist da die Protagonistin Heather, die in ihrem Misstrauen relativ überzeugend wird. Die Sozialarbeiterin Kay, die vor allem um Heathers Wohlergehen besorgt ist und ihr eine Anwältin besorgt, aber auch ihre Befugnisse überschreitet. Sympathiepunkte erlangt die Anwältin Gloria, die unnahbar und hart im Nehmen zu sein scheint, durch einen Einsatz für Heather. Jedoch empfand ich die Polizei eher als nervig. Insbesondere den Detective Infante, der führende Ermittler im Fall Heather. Er wirkte teilweise unglaubwürdig und fehl am Platz durch seine infantile Art.

Fazit: „Was die Toten wissen“ ist eine interessante Geschichte mit einem soliden Handlungsaufbau und einer überraschenden Wendung. Für einen Spannungsroman hätte die Spannung für mich jedoch besser gehalten werden müssen. Diese litt bei mir vor allem durch den nervigen Detective. Ich habe mich dennoch unterhalten gefühlt und werde einen weiteren Roman von Lippman vermutlich eine Chance geben.

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