Denn Wexford Krimi „Die Tote im falschen Grab“ von Ruth Rendell habe ich anlässlich ihres Todes im Mai hervorgeholt und auch bald verschlungen. Ich wollte mich wieder an meine Jugend erinnern, in der ich viele Kriminalromane mit der Hauptfigur des Chief Inspectors Wexford gelesen habe, die im beschaulichen Kingsmarkham spielen.
Doch dieses Mal spielt der Kriminalroman nicht in Kingsmarkham, sondern in der Großstadt London. Dieses hat mich sehr überrascht, da ich es noch nicht vermutet habe, als ich den Kappentext gelesen hatte:
„Hier mußte es gewesen sein, an dieser Stelle auf dem feuchten Steinboden hatte man Loveday Morgans Leiche gefunden. Wexford erschauderte ein wenig. Die Gruft roch nach Verwesung. Sicherlich nicht nach den toten Montforts, die längst zu Staub zerfallen waren, sondern nach verrotteten Grabsträußen, nach stehendem Wasser und modriger alter Luft.“
Die Gruft, von der die Rede ist, liegt in London. Denn Wexford ist von seinem Arzt zu einer Kur geraten worden, die er weit fort von seiner Arbeit in London im Haus seines Neffen und dessen Frau durchführt. Aufgrund einer Herzerkrankung soll er sich auf keinen Fall aufregen und sich deshalb auf keinen Fall mit Polizeiarbeit beschäftigen. Wexfords Frau und die Frau seines Neffen achten penibel darauf, dass der Tagesablauf des Chief Inspectors so geruhsam wie möglich abläuft. Selbst sein Neffe wurde dazu angehalten, sich mit ihm nur über Bücher und schöne Dinge zu unterhalten. Seine Fall und seine Arbeit als Detective Superintendent bei der Londoner Polizei ist ein Tabuthema.
Die Frauen führen es sogar so weit, dass sie die Zeitung mit dem aktuellen Geschehen vor ihm verstecken. Wexford schafft es irgendwann doch einen Blick hineinzuwerfen und landet bei einem seiner ausladenden Spaziergänge „zufällig“ in der Gruft, in der vor kurzem eine Leiche gefunden worden ist. Natürlich war es seine Neugier, die ihn dorthin trieb. Dass er nun hier über seinen Neffen stolpert ist jedoch ein wirklicher Zufall. Ein Zufall, der Wexford hoffen lässt, dass sein Aufenthalt nun doch noch interessant werden könnte. Jedoch dürfen die Frauen von seinem Vorhaben nichts mitbekommen.
Fazit: Humorvoll erzählt Rendell wie Wexford hinter die Verstrickungen des Kriminalfalls kommt. Dabei zeichnet sie gleichzeitig ein Bild vom Leben in den ärmlichen Bezirken Londons und stellt ihnen das Leben in den wohlhabenden Bezirken (Lebensstil des Neffens und seiner Frau) gegenüber. In einem Satz: Humor, schöne Beschreibungen und der gesellschaftskritische Blick Ruth Rendells machen auch diesen Wexford Krimi zu einem Lesegenuss.
Das Buch habe ich ebenfalls verschlungen. Einfach genial geschrieben, wie viele von Ruth Rendell. Werde das jetzt einfach noch mal lesen. 😉
BIsher sind alle von ihr gut gewesen. Auch diejenigen unter ihrem Pseudonym Barbara Vine. 🙂
Das stimmt. Kann man einfach super lesen. Schade, dass es nie wieder neue Bücher von ihr geben wird. 😥