Neben der Reihe um Miss Marple hat Agatha Christie ebenso eine Krimiserie um den belgischen Detektiv Hercule Poirot. Diese Reihe ist ein zweiter Klassiker und durch die Verfilmung einiger Romane (zum Teil mit Sir Peter Ustinov) auch den Nicht-Lesern bekannt geworden. Den Kriminalroman, den ich heute rezensieren werde, ist unter anderem verfilmt worden und allgemein unter dem Namen „Mord im Orient-Express“ bekannt.
Meine Buchausgabe aus dem Goldmann Verlag trägt noch den Titel „Der rote Kimono“. Das war schon der zweite Titel, den die Übersetzung des Kriminalromand erfahren hatte. 1934 wurde die Erstauflage unter dem Titel „Die Frau im Kimono“ verbreitet und 1951 wurde der Titel nach einer Neuübersetzung in „Der rote Kimono“ geändert. Erst mit dem Erscheinen des Kinofilms erlangte der Kriminalfall von Poirot den heute geläufigen Titel „Mord im Orient Express“. Diese Information fand ich sehr spannend, erzählt sie doch auch von der Geschichte eines Romans knapp über ein Jahrhundert hinweg. Ab 1999 gibt es übrigens eine grundlegende Neuübersetzung des Romans. Ich beziehe mich heute jedoch auf die Ausgabe aus der Mitte des 20. Jahrhunderts.
Aber worum geht es eigentlich? Lesen wir uns einmal den Klappentext durch:
„Der Orient-Expreß von Istanbul nach Calais fährt in Jugoslawien in eine Schneewehe und bleibt stehen. Hercule Poirot, der berühmte Privatdetektiv, wacht auf. Eine Frau im scharlachroten Kimono geht durch den Gang des Schlafwagens. Wer ist diese Frau? Am Morgen wird der Amerikaner Ratchett tot in seinem Abteil gefunden: erstochen…“
Die Frau im roten Kimono soll in diesem Fall eine zentrale Rolle stehen. Denn sie kann möglicherweise zum Täter führen. Sehr mysteriös ist auch, dass der Mann am Abend vorher Poirot aufgesucht hat, da er sich bedroht gefühlt hat und seinen Tod schon fast vorausahnte.
Leider steckt der Zug in der Schneewehe fest und der nächste Ort ist noch weit entfernt und mit ihm eine Polizeistation. So wird Poirot gebeten, sich des Falles anzunehmen und Licht ins Dunkle zu bringen. Die Ermittlungen des Belgiers leben von den Gesprächen, die er mit den Mitreisenden führt, denn es kommt nur eine eingeschränkte Anzahl von Personen als Täter in Frage. Mithilfe der Gespräche und seiner scharfen Beobachtungsgabe sowie Menschenkenntnis, schafft es Poirot den Täter am Ende zu entlarven.
Dabei liebe ich es als Leser mitzurätseln und möglicherweise schon vor der Auflösung auf den Täter zu kommen. Aber in dieser Disziplin bin ich nicht die beste, so dass ich am Ende meistens überrascht werden kann. Und dann kommt der Moment, in dem sich alle Puzzleteile an ihre richtige Stelle legen und ich denke: „Ja, er hat recht. Es kommt niemand anderes in Frage.“
Ebenso wie die Miss Marple Reihe ist die Reihe um Poirot in einer einfachen Sprache geschrieben, jedoch mit kleinen französischen Wortfetzen versetzt (wegen der Nationalität von Poirot), die sich schnell lesen lässt. Dabei wird es dem Leser nie langweilig, denn in jedem Satz kann es einen neuen Hinweis auf den Täter geben.
Fazit: Wer klassische Kriminalromane mag, wird auch die Reihe um Poirot lieben. Der sympathische Privatdetektiv nimmt den Leser gerne auf seinen Ermittlungen mit, die von guter Konversation, ausgesprochener Höflichkeit, einem guten Geschmack bei Mahlzeiten und von äußerst scharfer Beobachtungsgabe geprägt sind. Für diesen Roman gibt es eine eindeutige Empfehlung von mir.