Das Jugendbuch „iBoy“ von Kevin Brooks war eine Empfehlung, die ich auf einer Fortbildung für Jugendliteratur im Unterricht erhalten habe. Alleine die Vorstellung, dass ein iPhone mit dem Gehirn eines Jungen verschmilzt und dieser dann die Fähigkeiten des iPhones und damit auch des Internets überall nutzen kann, fand ich so witzig, dass mir der Titel im Hinterkopf geblieben ist. Zudem ist es meiner Meinung nach für Jungen und Mädchen gleichermaßen geeignet. Als Würze darf eine kleine Liebesgeschichte natürlich nicht fehlen. Aber mehr dazu später.
Ich hatte geplant, das Buch als Vorlesebuch (eine Belohnung im Nachmittagsunterricht) in meinem Deutschkurs zu nutzen. Dieses misslang jedoch, so dass ich das Buch schließlich auch zuhause in die Hände nahm und zu lesen begann. Kaum war ich in der Geschichte drin, wollte ich den Roman auch nicht mehr aus den Händen legen. Innerhalb von 1,5 Tagen hatte ich den Roman ausgelesen. Ich liebe es, wenn Bücher diesen Sog entwickeln, auch wenn man eine Geschichte somit nicht lange genießen kann.
Aber nun etwas mehr zum Buch selbst. Der Klappentext macht schon gleich Lust, die Buchdeckel aufzuschlagen:
„Was tust du, wenn du alle Macht hast? Wenn du alles weißt und alles kannst? Versuchst du, die Welt vor dem Bösen zu bewahren? Oder willst du einfach nur die retten, die du liebst? – Ein mörderisches Viertel. Ein iPhone, das aus dem dreißigsten Stock fällt. Ein Junge, der auf einmal Superkräfte hat. Ein Mädchen in Not. Die Entscheidung zwischen Liebe und Rache. Und tödliche Gefahr.“
An diesem Roman hat mich fasziniert wie Brooks eine spannende Geschichte aus einem Mosaik von ernsthaften Themen schreibt. Wobei er vermutlich mehr die Geschichte im Blick hatte und die Themen wie von selbst untergekommen sind. Das Thema von Gangs und deren Gewalt ist allgegenwärtig. Es beginnt bei dem iPhone, das aus dem Fenster fällt und mit Harvey, dem Protagonisten verschmilzt, geht über die Not, die Lucy erfährt (Lucy ist das Mädchen, das Harvey gerne mag) und endet bei einer ersten Liebe, die überraschend authentisch beschrieben wird.
Darüber hinaus werden viele Fragen aufgeworfen. Fragen, die in dem Roman selbst aufgeworfen werden und nur ansatzweise eine Beantwortung erfahren. Sie lassen dem Leser viel Raum sich selbst darüber Gedanken zu machen und Beziehungen zu der Welt außerhalb des Buches zu ziehen.
Eine Frage, die sich auch in der Realität stellt, ist diejenige der Vernetzung des Einzelnen mit dem Internet und all den Informationen und Gefahren die dieses beinhaltet. Wenn man das Internet als Parallelwelt sieht, stellen sich die Fragen: Wie weit darf man sich in dieser Welt verlieren? Was geschieht dann mit dem „realen“ Leben? Aber auch: Was darf man im Internet? Wie gehen wir mit Informationen um und wie könnte ein Fremder diese manipulieren? Was können Hacker heutzutage schon?
Ein weiterer Bereich beschäftigt sich mit Verbrechen: Ab wann ist etwas ein Verbrechen? Zu welchem Zeitpunkt ist etwas noch Hilfe?
Und eine letzte Frage, die sich nicht nur dem Protagonisten aufdrängt, lautet: Sind Superkräfte per se gut oder können sie auch ein Fluch sein?
Diese Vielfältigkeit, gepaart mit einer spannenden Geschichte, um den Jugendlichen Harvey, der plötzlich „Superkräfte“ hat und sich bei den Gangs einmischt, die seinen Wohnblock die „Crowtown“ in London aufmischen, hat mich gepackt.
Mein Fazit: Dieser Jugendroman erhält von mir eine Empfehlung. Brooks schreibt einen spannenden und aktuellen Jugendroman, der mich mit seinem Plot und seinen Thematiken überzeugt hat. Der flüssige Schreibstil, der nur von „Informationseinträgen aus dem Internet“ unterbrochen ist, lässt den Leser den Roman regelrecht verschlingen.