Es gibt Bücher, die gruseln einen, es gibt welche, die schaffen Beklemmungen beim Leser und es gibt Bücher, die ziehen den Leser mit ihrer Spannung und ihren Wendungen einfach nur mit. Das sind alles Eigenschaften, die ich an wirklich guten Psychothrillern liebe. Vor allem, wenn sie nicht vorhersehbar sind. Für mich zählen dazu auch die Psychothriller von Sebastian Fitzek. Diese Erwartung war es,, die mich „Hinterhältig“ von Roderick Anscombe aus einem öffentlichen Bücherregal mitnehmen ließ. Immerhin wurde sogar ein regelrechtes Psychoduell versprochen.
Aber lest selbst. Dieses ist der Klappentext, der mich zu dem Buch greifen ließ:
„Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt… – Der Psychiater Paul Lucas therapiert in einem Hochsicherheitsgefängnis psychisch kranke Straftäter. Sein neuer Patient, der schwerreiche Elitestudent Craig Cavanaugh, ist ein psychopathischer Stalker, der vor nichts zurückschreckt. Er hat seine Professorin massiv bedroht, weil sie seine Avancen zurückwies, und nun will er, dass Paul in rausboxt. Als dieser sich weigert, sein Werkzeug zu sein, setzt Craig ihn mit perfiden Intrigen unter Druck, die Pauls gesamte Existenz zu zerstören drohen. Ein Psychoduell auf Leben und Tod nimmt seinen Lauf, bei dem Paul lange Zeit nicht begreift, dass er schon längst nicht mehr Herr der Lage ist…“

Der Klappentext nimmt grob einiges von der Geschichte vorweg und verweist auf das Ende, das wirklich turbulent wird. Die Hauptfiguren in dieser Geschichte sind in erster Linie der Psychiater Paul, der Elitestudent Craig und die Professorin. Als wichtigste Nebenfigur ist zudem Pauls Frau zu nennen, denn Pauls Beziehung kriselt ein wenig. Und das ist ein wichtiger Hinweis für den Verlauf der Geschichte. Der Elitestudent Craig ist der klischeehaft verwöhnte Elitestudent, der alles erreichen kann und mit seinem Geld und dem Einfluss seiner Familie auch erhält. Deshalb ist es für Paul auch nicht sehr einfach, mehr zu seiner Vorgeschichte zu erfahren. Verzwickt wird es erst, als Craig nicht mehr in Untersuchungshaft ist und mitbekommt, dass Paul sich auch mit dem Opfer, der Professorin, unterhält, um mehr über den Fall herauszufinden, als in den Akten steht. So nimmt die Geschichte langsam Fahrt auf und Craig beginnt sein eigenes Spielt mit Paul zu spielen. Dabei gelingt es Craig sogar, dass sein Psychiater selbst paranoid wird und sich verfolgt fühlt.
Leider wird die Geschichte während ihrer Beschleunigung auch durchschaubarer, so dass der Leser schon früh ahnt, in welchem Finale es enden muss. Es wird einfach immer unausweichlicher. Dieser Aspekt und der doch ziemlich klischeehafte Stalker haben der Geschichte für mich einen kleinen Beigeschmack gegeben. Der Schreibstil war gut. Flüssig, leicht zu lesen, ohne große Kunstfertigkeiten und poetische Beschreibungen. Dieser Stil ist auch nötig, damit das Finale selbst zu einem Showdown werden kann, wir man ihn aus Blockbustern kennt. Denn die Eskalation am Ende war unvermeidlich.
Fazit: Ein leicht zu lesender und durchaus unterhaltsamer und kurzweiliger Psychothriller. Dabei ist kurzweilig das Stichwort, auf das ich zu sprechen kommen muss. Es ist eine Geschichte für ein Mal, sie ist vorhersehbar und teilweise zu plakativ. Zwar stellten sich manchmal auch Spannung und kleine Anflüge von Beklemmung bei mir ein, aber nicht in dem Maße, in dem sie für mich einen richtig guten Psychothriller ausmachen. Aber ich schätze, dass es viele Leser gibt, die von „Hinterhältig“ begeistert sein werden. Deshalb wird das Buch zurück ins Bücherregal wandern und hoffentlich in die Hände eines Lesers, der sich von der Geschichte mitziehen lässt.
[…] – Ein netter Psychothriller, bei dem der Psychiater zum Opfer der Psychospiele seines Patienten wird… Gute Idee, zieht sich aber teilweise. (Rezension: Hinterhältig – Roderick Anscombe) […]