Alles muss versteckt sein

Der Autorenname Wiebke Lorenz lief mir immer wieder über den Weg. Und da ich Thriller gerne lese, konnte ich irgendwann an einem von ihr nicht mehr vorbeigehen. „Alles muss versteckt sein“ wanderte aus der Buchhandlung in mein Bücherregal und wurde relativ bald im gelesen. Der Klappentext klang auch sehr vielversprechend:

„Steckt in jedem Menschen ein Mörder? In Gedanken hat Marie schon erschlagen, erwürgt, zerstückelt. Die furchtbar realen Gewaltfantasien kommen ohne Vorwarnung und machen ihr unaussprechliche Angst. Doch denken heißt nicht tun. Glaubt Marie. Bis ein grausamer Mord geschieht, der genau dem Horror Drehbuch ihres Kopfes entsprungen zu sein scheint. Alle halten Marie für eine Mörderin. Auch sie selbst. Sie wird verurteilt, eingewiesen, weggesperrt. Ein junger Arzt hilft ihr dabei, die Wochen vor der Mordnacht zu rekonstruieren, und in Marie wachsen die Zweifel. Ist die Wahrheit noch viel furchtbarer als ihre Fantasie?“

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Das Verwirrspiel, das im Klappentext Anklang findet, findet sich so auch im Buch. Aus der Sicht der Protagonistin Marie erlebt der Leser die ganzen Zweifel hautnah mit und verfängt sich mit in ihnen. Als Marie endlich nicht mehr eingesperrt ist, helfen ihr ein paar Freunde. Diese hatte sie übers Internet kennengelernt und sie kennen diese Gewaltfantasien, die auch Marie quälen. Sie leiden wohl selbst darunter. Und ein Mann bietet ihr an, ihr zu helfen, damit sie sich erinnern kann. Doch je tiefer sie an ihrer Erinnerung an den Mord und dem, was davor passiert ist, arbeitet, umso näher kommt sie der Wahrheit. War sie doch nicht die Mörderin, für die sie alle hielten? War das, was mit ihr passiert war noch schlimmer?

Der Thriller ist nicht so rasant wie ein Fitzek, aber das Szenario, das Wiebke Lorenz in ihrem Roman zeichnet, ist beängstigend genug. Immer tiefer dringt der Leser in Maries Welt ein und geht mit ihr auf die Suche. Und ich habe mich selbst manchmal dabei ertappt, wie ich mich fragte, ob nicht jeder einmal solche Fantasien hatte. Auch ich. Und ob diese Fantasien schon pathologisch sind. Vor allem wenn man sich nicht in der Wirklichkeit vorstellen kann, sie wirklich durchzuführen. Und wie würde ich reagieren, wenn ein Mord passiert, der meinen Gedanken zu entsprungen sein scheint? Wie würde mein Umfeld reagieren?

Genau diese Psychologie in dem Thriller ist es, die mich frösteln ließ. Der Schreibstil war dazu auch sehr angenehm. Eine Sogwirkung vermisste ich jedoch, was bei der Thematik aber nicht schlimm war. Erst am Ende nahm die Geschichte stärker an Fahrt auf. Ich habe da zwar schon vermutet, wie die ganzen Handlungsstränge entwirrt werden könnten, wurde aber dennoch noch überrascht.

Fazit:
Wer keinen rasanten Thriller sucht, sondern bereit ist, sich auf die Tiefen und Wirren des Bewusstseins einzulassen, der ist hier genau richtig. Wer jedoch Probleme hat, sich auf derartige Gedankenspiele einzulassen, der ist hier an der verkehrten Adresse. Denn Wiebke Lorenz schafft es, das Unterbewusste und die Realität subtil miteinander zu vermischen. Ein guter psychologischer Thriller, der weiterhin einen Platz in meinem Bücherregal haben wird.

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